Golfstrom - Entstehung, Route und Auswirkung auf Europa
Der Golfstrom ist ein gewaltiger, warmer Ozeanstrom im Atlantik, der von entscheidender Bedeutung für das Klima in Europa ist.
Entstehung des Golfstroms
Am Äquator, wo die Sonneneinstrahlung besonders intensiv ist, erwärmt sich das Wasser.
Das warme Wasser am Äquator wird durch den Passatwind westwärts in den Golf von Mexiko geleitet, wo es sich weiter erwärmt und Temperaturen von etwa 30 °C erreicht. Der Corioliseffekt, der durch die Erddrehung erzeugt wird, lenkt das Wasser nordöstlich Richtung Nordatlantik. Dort trifft er auf den Florida- und den Antillenstrom. Zusammen formen sie den eigentlichen Golfstrom, der seinen Namen vom Golf von Mexiko hat.
Dieser mehrere hundert Meter tiefe und bis zu 200 km warme Meeresstrom fließt nach Norden und befördert mit rund 6 bis 7 km/h riesige Wassermengen in Richtung Europa.
Bei etwa 36 °N teilt sich der Golfstrom: Ein Teil fließt nach Süden und bildet den Kanarenstrom, während der andere Teil als Nordatlantikstrom nach Norden weiterfließt.
Kreislauf im Ozean
Wenn das warme Wasser des Golfstroms im Norden abkühlt, steigt der Salzgehalt durch Verdunstung und Eisbildung. Durch die beiden Faktoren niedrige Temperatur und hoher Salzgehalt erhöht sich die Dichte des Wassers, es wird schwerer. An mehreren Stellen sinken daher große Wassermassen in die Tiefe: in der Labradorsee (zwischen Kanada und Grönland), der Framstraße (zwischen Spitzbergen und Grönland) und der Dänemarkstraße (zwischen Grönland und Island).
Dort entstehen unter Wasser die größten "Wasserfälle" der Erde. In bis zu 15 km breiten Säulen stürzen riesige Wassermengen in bis zu 4.000 m Tiefe – das ist 15-mal so viel Wasser, wie alle Flüsse der Welt zusammen führen.
Dieses kalte, abgesunkene Wasser fließt in den Südatlantik, wo es erneut erwärmt wird und im Rahmen der globalen Meeresströmungen als warmes Oberflächenwasser in den Golfstrom zurückkehrt.
Wärmeübertragung auf die Atmosphäre
Das warme Wasser des Golfstroms gibt die Wärme an die überlagernde Luft ab. Diese erwärmte Luft strömt über die Küstenregionen von Großbritannien, Irland und weiter entlang der europäischen Küsten bis nach Norwegen. Der Austausch der Wärme bewirkt, dass die Temperaturen in diesen Regionen im Winter nicht so stark sinken wie in anderen Teilen der Welt auf ähnlichen Breitengraden, etwa in Kanada.
Bedeutung für das europäische Klima
Der Golfstrom ist ein wesentlicher Wärmetransporter und spielt so eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des europäischen Klimas. Ohne den Golfstrom wären die Winter in Europa deutlich kälter. Stattdessen wären viele Gebirgsregionen und Küsten in Westeuropa von strengen Kälteperioden und Schnee geprägt. Der winterliche Frost würde die Landwirtschaft erheblich erschweren, und viele Städte wären in den kalten Monaten nahezu unbewohnbar. In Kanada oder Grönland, die sich auf der gleichen geografischen Breite wie Westeuropa befinden, aber nicht vom Golfstrom beeinflusst werden, sind die Temperaturen etwa 5 bis 10 °C niedriger, die Winter sind wesentlich härter.
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Ohne den Golfstrom wären die Elbmündung und die Nordsee vermutlich über Monate hinweg zugefroren – ähnlich wie die Hudson Bay in Kanada, die auf derselben Breite liegt.
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Großbritannien und Irland liegen dank des Golfstroms in einer milden, regenreichen Klimazone. Die Sommer sind warm, die Winter werden nicht kalt. So ist diese Region trotz der nördlichen Lage für Landwirtschaft geeignet.
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Die norwegischen Küstenregionen sind auch im Winter trotz ihrer Nähe zum Polarkreis nicht vereist. Städte wie Tromsø im Norden Norwegens sind dank des Golfstroms das ganze Jahr über bewohnbar.
So kann man den Golfstrom als gewaltige "Wärmepumpe" sehen. Er ist unverzichtbar für das Leben in Europa, wie wir es kennen.
Karten zum Verlauf des Golfstroms und globale Zirkulation: Quellen.
Verfasst von Diplom-Geograph Remo Nemitz